Robert Eiter ist Mitbegründer und Sprecher des Oberösterreichischen Netzwerks gegen Rassismus und Rechtsextremismus. In seinem Statement stellt er klar: »Der Burschenbundball ist ein Treffpunkt ewiggestriger Kreise, die ihre gefährliche Ideologie als unbedenklich darstellen wollen. Wer wie Oberösterreichs Landeshauptmann oder der Vizerektor der Kepler-Universität dieses Spiel mitspielt, indem er den Burschenbundball besucht, fördert den Rechtsextremismus und schadet der Demokratie, ob er es nun will oder nicht.«
Seit dem späten 19. Jahrhundert verbreiten die schlagenden Burschenschaften in Österreich eine völkische, antisemitische und antidemokratische Ideologie. 1938 gingen sie im Nationalsozialismus auf – entgegen ihrer eigenen Legendenbildung freiwillig, ja begeistert, hatten sie doch nach Kräften auf den „Anschluss“ hingearbeitet. Nach 1945 konnten sich die Burschenschaften auch in Österreich wieder gründen. Durch Weltkrieg und Holocaust hatten sie nichts dazugelernt. Sie setzten ihre österreichfeindlichen Umtriebe fort und sind bis heute ein wichtiger Bestandteil des rechtsextremen Lagers, häufig an der Nahtstelle zwischen der FPÖ und dem Neonazismus. So bewarb die Linzer Burschenschaft „Arminia Czernowitz“ im Jahr 2010 eine Veranstaltung mit dem rechtsextremen Autor Richard Melisch durch ein Plakat, auf dem ein kaum verändertes NSDAP-Motiv zu sehen war. Vorzeigemitglied der „Arminia Czernowitz“ ist der Linzer FPÖ-Obmann Detlef Wimmer. Dem „Corps Alemannia Wien zu Linz“ gehören Oberösterreichs FPÖ-Obmann Manfred Haimbuchner und der Obmann des FPÖ-Landtagsklubs, Günther Steinkellner, an. Einst war aber auch SA-Sturmführer und NSDAP-Idol Horst Wessel Mitglied des „Corps Alemannia“. Im Burschenschafterblatt „Zur Zeit“ wurde Steinkellner wegen dieses Verbindungsbruders ausdrücklich gelobt. Haimbuchner ist auch führender Funktionär des rechtsextremen „Witikobundes“.
Der „Burschenbundball“ ist das wichtigste gesellschaftliche Ereignis der Burschenschafter in Oberösterreich – ein Treffpunkt ewiggestriger Kreise, die ihre gefährliche Ideologie als unbedenklich darstellen wollen. Wer wie Oberösterreichs Landeshauptmann oder der Vizerektor der Kepler-Universität dieses Spiel mitspielt, indem er den „Burschenbundball“ besucht, fördert den Rechtsextremismus und schadet der Demokratie, ob er es nun will oder nicht. Anfang 2014 haben auch KZ-Überlebende in einem Brief an Landeshauptmann Pühringer gegen seine Teilnahme am Ball protestiert. Zumindest daraus hätte er Konsequenzen ziehen müssen.
Angesichts dieses „verschlampten Verhältnisses zum Rechtsextremismus“, wie das der Politikwissenschafter Anton Pelinka nennt, ist der breite, bunte, unüberhörbare und friedliche Widerstand gegen den „Burschenbundball“ wichtiger denn je. Dem Bündnis „Linz gegen rechts“ kommt das Verdienst zu, solchen Widerstand wirksam zu organisieren – mit dem Höhepunkt einer großen Demonstration am Ballabend. Das OÖ. Netzwerk gegen Rassismus und Rechtsextremismus, in dem 72 politische, gewerkschaftliche, kulturelle und humanitäre Organisationen zusammengeschlossen sind, unterstützt die Arbeit des Bündnisses „Linz gegen rechts“ vollinhaltlich und ruft alle antifaschistisch Gesinnten zur Teilnahme an der Demonstration am 10. Jänner auf!
Dr. Robert Eiter
Sprecher des OÖ. Netzwerks gegen Rassismus und Rechtsextremismus