AntifaschistInnen protestieren in Linz gegen Zusammenarbeit mit türkischen Faschisten.
Mit einer Protestaktion vor dem Alten Rathaus fordert das Bündnis „Linz gegen Rechts“ alle demokratischen Kräfte, insbesondere den Linzer Bürgermeister Klaus Luger und die SPÖ Linz, auf, jegliche Zusammenarbeit und Unterstützung von Avrasya oder den „Grauen Wölfen“ nahestehenden Organisationen zu beenden. „Als AntifaschistInnen ist es für uns unerträglich, dass hochrangige PolitikerInnen unserer Stadt, die ‚Grauen Wölfe‘ hofieren als sei es das normalste der Welt“, zeigt sich Fiona K., stellvertretend für das breite, antifaschistische Bündnis „Linz gegen Rechts“, empört. „Eine Zusammenarbeit mit Faschisten – egal woher sie auch immer kommen – wollen wir nicht akzeptieren!“
Wer sind die „Grauen Wölfe“ und was macht sie so gefährlich?
Bei den „Grauen Wölfen“ handelt es sich um die Mitglieder der „Partei der nationalistischen Bewegung“ (MHP), die seit 1969 unter diesem Namen in der Türkei auftritt. Weil die Partei keine Chance darin sah, die Macht auf parlamentarischem Wege zu erringen, setzte sie auf blutigen Terror und Gewalt.
Ende der 1960er Jahren bildeten faschistisch gesinnte, ehemalige Offiziere in so genannten „Kommando-Lagern“ über 100.000 Graue Wölfe nach dem Muster von Hitlers Waffen-SS paramilitärisch aus, was dazu führte, dass in diesen Jahren dutzende linke StudentInnen, GewerkschafterInnen und DemokratInnen von den „Grauen Wölfen“ ermordet wurden.
1977 wurde die „Nationalistische Front“-Regierung unter Beteiligung der MHP gegründet. In den darauffolgenden Jahren kam es zu über 9.000 terroristischen Überfällen, bei denen mehr als 2.000 politisch-motivierte Morde verübt wurden. Bis ins Jahr 1980 ermordeten die „Grauen Wölfe“ Schätzungen zufolge sogar mehr als 5.000 Menschen.
In den späten 1990er Jahren wandelte sich die Partei zwar und ist heute überwiegend als religiös-nationalistisch einzustufen, ihre Kraft, junge Menschen für ihre nationalistische Ideologie zu überzeugen, hat die MHP aber keineswegs verloren. Die „Grauen Wölfe“ haben es seither außerdem geschafft, eine organisierte Kraft innerhalb des türkischen Staats- und Militärapparates zu werden. Sie verfügen über unzählige Bewaffnete im Staatsapparat, die immer wieder mit massiver Gewalt gegen die Zivilbevölkerung vorgegangen sind.
Devlet Bahceli, Vorsitzender der MHP, sagt auch heute noch, dass sich die Türkei für nichts in ihrer Geschichte schämen müsse. Er nimmt damit Bezug auf das Massaker in Dersim, bei dem in den 1930er Jahren bis zu 20.000 alevitische ZivilistInnen durch die Regierung ermordet wurden. Die „Grauen Wölfe“ stehen auch bewusst zum Genozid am armenischen Volk von 1915, so wurde bei einer Kundgebung im März 2015 in der Türkei auf Transparenten dieser Völkermord mit zwischen 300.000 und 1,5 Millionen Opfern ausdrücklich bejubelt.
Der Linzer Verein Avrasya – Graue Wölfe im Schafspelz
„Von einer Distanzierung des Linzer Vereins Avrasya, von den Grauen Wölfen, von ihrer blutigen Geschichte und ihrer faschistischen Ideologie ist uns nichts bekannt. Allgemein bekannt ist aber, dass Avrasya als Vorfeldorganisation der ‚Grauen Wölfe‘ gesehen werden kann“, erklärt K. die Zusammenhänge zwischen Avrasya und der türkischen MHP.
Im Jahr 2012 besuchte der zuvor bereits erwähnte MHP-Vorsitzende Bahceli die Räumlichkeiten des Vereins Avrasya Linz. Ebenso richtete der angebliche Kulturverein Veranstaltungen mit „Liedermachern“ aus, die selbst vom deutschen Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft wurden. So zuletzt im Jahr 2012, als die beiden Sänger Ahmet Safak und Mustafa Yildizdogan nach Linz eingeladen wurden.
Dass sich der Vorsitzende von Avrasya Linz, Davut Güvenc, auf einem Foto zu erkennen gibt, auf dem er eine Fahne der türkischen MHP schwenkt, auf der auch die drei Halbmonde als Symbolik der „Grauen Wölfe“ abgebildet sind, verwundert in diesem Zusammenhang wenig.